Beispiele


Design Challenge


Ein Beispiel für eine Design Challenge für eine Arbeitsplatzinnovation ist “Was können wir tun, um unsere Pausen im bestehenden Gebäude erholsamer und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten?”. Die Idee zu dieser Design Challenge kam auf, da MitarbeiterInnen darüber klagten, dass sie sich in den Pausen nicht richtig erholen konnten: Das stark wachsende Unternehmen verfüge einfach nicht über ausreichend Räumlichkeiten, in denen MitarbeiterInnen gemeinsam essen oder eine Pause machen können.
Ein anderes Beispiel für eine Design Challenge ist:„Wie können wir KundInnen dazu motivieren und befähigen, eine aktive Rolle in der Energiewende zu spielen?“
Diese komplexe Herausforderung im Bereich Produkt- und Dienstleistungsinnovation beschäftigte das Unternehmen schon länger; um auf frische Ideen zu kommen, setzte es einen DTN-Prozess auf.


Beachte!

Der Nachhaltigkeitsbezug sollte bereits in der Design Challenge enthalten sein. Sie stellt den Ausgangspunkt für den DTN-Prozess dar. Wenn der Nachhaltigkeitsbezug in der Design Challenge nicht deutlich genug wird, ist es umso wichtiger, diesen in anderen → Prozessschritten zu berücksichtigen.


Blicke hinter jedes Wort


Bei einem DTN-Workshop zu nachhaltiger Produktverpackung wurden Assoziationen zu den einzelnen Wörtern, die in der Design Challenge vorkommen, notiert: »Wie können wir Produkte überreichen, die KundInnen gleichzeitig als hochwertig und nachhaltig wahrnehmen?«. Zu dem Wort “überreichen” wurde zum Beispiel geschrieben: Geschenk Kunde an Kunden, Apotheke, Online-Handel, Shop-in-Shop, Geschenke von Unternehmenspartnern, Reformhaus, Dienstleister Geschenke, Besucher, Kosmetikerin.

Ein anderes Beispiel für “Blicke hinter jedes Wort” stammt aus einem DTN-Workshop zu nachhaltiger Arbeitsplatzgestaltung. Die Design Challenge war: “Was können wir tun, um unsere Pausen im bestehenden Gebäude erholsamer und gleichzeitig nachhaltiger zu gestalten?”. Notiert wurden zu dem Wort “nachhaltig” sehr unterschiedliche Gedanken: Natürliche Umgebung, Materialien aus Holz oder Stein, Pflanzen, Licht aus während der Pausenzeit, neue Kraft geschöpft, Tiere, Pause mitnehmen in den Alltag, Recycling oder Upcycling Möbel, neue Gedanken gefasst, soziales Miteinander.

Beachte!

Um auf möglichst neu Ideen zu kommen, sollte versucht werden, Assoziationen zu den einzelnen Wörtern zu finden, ohne direkt auf die Design Challenge zu antworten..


Cultural Probes


Als Vorbereitung auf einen DTN-Workshop zum Thema Energiewende haben die TeilnehmerInnen zu Hause Fotos von ihrem Umgang mit Energie gemacht. Auf das Template für Cultural Probes haben sie zu jedem dieser Fotos ihre Assoziationen notiert, die sie mit dem Thema Energie verbinden. Es wurden sehr unterschiedliche Dinge fotografiert und entsprechend auf dem Template notiert. Eine Teilnehmerin hat zum Beispiel Fotos von ihrem Stromzähler, ihrem Fahrrad und ihrem Holzofen gemacht und diese auf dem Template beschrieben. Andere TeilnehmerInnen haben ihren Umgang mit Energie anhand von Bildern von Mehrfachsteckdosen und Deckenlampen beschrieben.

Für einen DTN-Workshop, in dem Ideen für neue Dienstleistungen für die Sharing Economy entwickelt werden sollten, haben die TeilnehmerInnen anhand des Templates für Cultural Probes Notizen zu ihrem Tagesablauf in einer typischen Woche gemacht. Dabei sollten sie darauf achten, wann und wobei sie am Tag Ressourcen verbraucht haben, was ihre “Sünde” und ihre “gute Tat” in Bezug auf Nachhaltigkeit in der jeweiligen Woche waren und welche besonderen Situationen sie in Bezug auf Nachhaltigkeit erlebt haben. Diese Dokumentationen haben die TeilnehmerInnen zum Workshop mitgebracht und einander vorgestellt.


Beachte!

Diese „Hausaufgaben“ sollten nicht zu umfangreich sein. Zum einen, um die nötige Vorbereitungszeit im Vorfeld möglichst kurz halten (max. 45 Minuten). Zum anderen, damit alle TeilnehmerInnen während des Workshops ausreichend Zeit haben, sich ihre Cultural Probes gegenseitig vorzustellen.



Persona


Die Persona “Anna” ist 45 Jahre alt und lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern (10 & 12 Jahre alt) in einem eigenen Haus. Sie lebt nachhaltig, kauft im Bioladen und achtet darauf, möglichst wenig zu konsumieren. Sie ist im Marketing in einem mittelständischen Unternehmen tätig. Anna hat ein großes Bedürfnis nach Ruhe und Raum für sich. Da sie neben ihrer Berufstätigkeit auch noch ihre Kinder versorgen muss, hat sie jedoch im Alltag wenig Zeit. Daher wünscht sie sich für ihren Arbeitsplatz vor allem Rückzugsmöglichkeiten und eine Wohlfühlatmosphäre.

In einem anderen DTN-Workshops zum Thema Weiterverwendung von Produkten haben TeilnehmerInnen die Persona „Linda Geistesblitz“ entwickelt. Linda (44 Jahre) ist verheiratet und Mutter der Zwillinge Max und Moritz (7 Jahre). Sie ist Marketing-Managerin bei einem Großunternehmen und lebt gemeinsam mit ihrer Familie in einer Doppelhaushälfte. Da ihr Mann im Vertrieb tätig ist, hat die Familie Unterstützung durch ein Au-pair-Mädchen. Linda sind Statussymbole und ein gehobener Lebensstandard wichtig. Deshalb gehören zu ihren Zielen auch die nächste Beförderung sowie der Kauf eines Ferienhauses auf Sylt. Linda lebt nach folgenden Mottos: „Was nichts kostet, ist auch nichts wert“ und „Von nichts kommt nichts“. Sie möchte gerne ein Vorbild für ihre Kinder und Mitmenschen sein und muss sich sehr gut organisieren, um Job & Familie unter einen Hut zu bekommen.

Beachte!

Um sicherzustellen, dass die Teams möglichst unterschiedliche Lösungsansätze zu einer Design Challenge entwickeln, sollte darauf geachtet werden, dass sich die Personas voneinander unterscheiden, z.B. bezüglich ihrer Bedürfnisse oder Lebensstile. Das Team sollte sich aber dennoch durch „ihre“ Persona repräsentiert fühlen, damit eine emotionale Einfühlung in das Thema sowie Bindung innerhalb des Teams gestärkt werden.


Bedürfnis-Hindernis-Paare


In einem DTN-Workshop zum Thema Produktverpackungen wurden folgende Bedürfnisse auf Zettel notiert und an die Pinnwand geklebt: Hochwertigkeit, Nutzung langlebiger und natürlicher Materialien. Daneben wurden Hindernisse notiert, die die Erfüllung dieser Bedürfnisse erschweren oder verhindern könnten, z.B. Materialverschwendung, Bequemlichkeit, Vorschriften.
Ein anderes Beispiel ist ein DTN-Workshop zum Thema Sharing Economy. Dort wurden folgendes zentrale →Bedürfnis-Hindernis-Paar identifiziert: „dem Zeitgeist & Trends folgen (Bedürfnis) vs. Verschwendung von Material durch Wegwerfen (Hindernis)“. Für die Identifikation dieses zentralen Bedürfnis-Hindernis-Paares haben die TeilnehmerInnen zunächst viele verschiedene Bedürfnisse und Hindernisse einzeln auf Klebezettel geschrieben, sie dann nebeneinander gehängt, Paare gebildet und schließlich mit Punkten (entweder geklebte oder gemalte Punkte) abgestimmt, welches das zentrale Paar ist, mit dem weitergearbeitet werden soll.

Beachte!

Es kann sein, dass die Befriedigung eines Bedürfnisses (z.B. ein nachhaltig(er)es Leben zu führen) durch verschiedene Hindernisse erschwert wird. Auch ist es möglich, dass verschiedene Bedürfnisse durch ein und dasselbe Hindernis (z.B. Zeitmangel) erschwert werden.


Fokus-Frage


Anhand eines gewählten Bedürfnis-Hindernis-Paares wurde in einem DTN-Workshop die Fokus-Frage formuliert: „Wie können wir es der Persona ermöglichen, die Wertigkeit des Produktes zu genießen, ohne dabei verschwenderisch zu sein?“
Viele kreative Ideen wurden zu dieser Frage auf Klebezettel geschrieben und neben die Frage geheftet, z.B. ein Pfandsystem mit Glasflaschen einführen, einen Tubenentleerer erfinden, individualisierte Pflegesets entwickeln.

Ein anderes Beispiel für eine Fokus-Frage zum Thema Versand-Dienstleistungen lautet: “Wie können wir es der Persona ermöglichen, Luxus mit gutem Gewissen zu verbinden, ohne auf ihre gewohnte Bequemlichkeit zu verzichten?” Die Ideen zu diesem Thema waren vielfältig und bunt, z.B. grüne Transportmöglichkeiten entwickeln, Versand zum Arbeitsplatz, Single-Parties zu Lieblingsprodukten, Liefer-Service mit Elektroauto, Paket kann zum Hocker umgewandelt werden, Produkte werden automatisch geliefert, wenn sie aufgebraucht sind.

Beachte!

Die Fokus-Frage dient dazu, das zentrale Bedürfnis der Persona und deren zentrales Hindernis zu verdichten. Sie ist wichtig für den weiteren Verlauf des DTN-Prozesses, da sie den Korridor für die Ideen vorgibt. Außerdem hat sie großen Einfluss darauf, welche Rolle Nachhaltigkeit im weiteren DTN-Prozess spielt. Wenn sich weder im gewählten Bedürfnis noch im Hindernis Nachhaltigkeitsaspekte widerspiegeln, dann ist Nachhaltigkeit für die Persona, die die Nutzergruppe repräsentiert, nicht besonders wichtig.